Dr. Oliver Lautersack
Das Team der tierärztlichen Klinik hat immer ein Ziel: die optimale Behandlung tierischer Patienten.
Die erblich bedingte Hundekrankheit Ellenbogendysplasie gibt es in verschiedenen Ausprägungen und Formen. Der fragmentierte Processus coronoideus medialis ulnae (FCP) zählt dazu sowie der isolierte Processus anconaeus (IPA). Eine weitere Art ist die Osteochondrose (OCD). Alle drei eint, dass sie zu den wachstumsbedingten Erkrankungen der Vierbeiner gehören, welche nicht geheilt werden können. Allerdings lassen sich die Symptome eines betroffenen Hundes auch bei einer schwerwiegenden OCD durch verschiedene operative Maßnahmen mildern. In unbehandelten Fällen kann die Ellenbogendysplasie zu Arthrose führen, weshalb eine medizinische Vorsorge sinnvoll ist.
Beim Junghund ist die Ursache der Erkrankung eine enchondrale Ossifikationsstörung am Processus coronoideus medialis ulnae, die zur Knorpeldegeneration, Fissurbildung oder Fragmentierung führt. Daneben wird eine Inkongruenz zwischen Radius und Humerus sowie Radius und Ulna, die während des Wachstums auftreten kann, als mögliche Ursache der Überbelastung diskutiert. Beim älteren Hund ist die Entstehungsweise dieser Form der Ellbogendysplasie hingegen noch unklar, mehrere Hypothesen gelten heute als wahrscheinlich und werden bei der Auswahl der Behandlungsart berücksichtigt.
Beim älteren Hund ist die Entstehungsweise dieser Form der Ellbogendysplasie noch unklar, mehrere Hypothesen gelten heute als wahrscheinlich und werden bei der Auswahl der Behandlungsart berücksichtigt.
Der FCP gehört wie die OCD zu den häufigsten Lahmheitsursachen junger Hunde. Dabei treten beide oftmals im Alter zwischen vier und fünf Monaten bei Hunden auf, die sich gerade in der zentralen Wachstumsphase befinden. Dabei erkranken männliche Tiere etwa doppelt so häufig wie weibliche, da diese üblicherweise schneller wachsen. Auch ein vermehrter Bewegungsdrang und Futter mit Mineralstoffzusätzen, die das Wachstum beschleunigen, können dazu beitragen. Besonders anfällig sind Labrador und Golden Retriever, Berner Sennenhund, Deutscher Schäferhund, Riesenschnauzer, Neufundländer und Rottweiler. Jedoch leiden auch Mischlinge vermehrt unter den Formen der Dysplasie. Ältere Tiere erkranken hingegen deutlich weniger.
Der FCP sowie die OCD führt zu Schmerzen, die in geringer bis hochgradiger Lahmheit, abhängig von der Größe des Fragments, der Aktivität des Hundes und der Dauer der Erkrankung, enden. Liegt die Erkrankung beidseitig vor, kann ein steifer Gang und eine Bewegungsunlust beobachtet werden. Außerdem wird die klinische Symptomatik der Ellbogendysplasie beim Hund nach stärkerer Belastung oder längerer Ruhe deutlicher. Mit der Dauer der Erkrankung verstärken sich die sekundären Schäden im Gelenk, sodass mit zunehmender Verschlechterung des klinischen Bildes zu rechnen ist..
Nur durch die klinische Untersuchung des Hundes kann die Diagnose „Ellbogendysplasie“ gestellt werden. Tritt die Erkrankung erst später auf, bezeichnet man sie als Degenerative Ellbow Disease (DED). Früher galt die röntgenologische Untersuchung in zwei Ebenen als Standard. Da hierbei jedoch in den meisten Fällen nur die Sekundärveränderungen am Knochen gesehen werden, ist die Bedeutung aufgrund der differenzierten Behandlungsformen stark gesunken. Bei klinisch eindeutigem Tastbefund werden die Hunde in unserer Klinik für Chirurgie direkt im Computertomografen untersucht, sodass genau beurteilt werden kann, welche Gelenksanteile betroffen sind, um eine individuelle Therapie festzulegen. Unsere modernen technischen Möglichkeiten erlauben ein genaues Bild der aktuellen Befindlichkeit der Tiere.
Durch den FCP entsteht eine chronisch entzündliche Reaktion des Gelenks, die durch konservative Behandlungen zwar therapiert werden kann, aber nur zu unbefriedigenden Langzeitergebnissen führt. Die Therapie der Wahl ist die operative Behandlung des Ellbogens, welche mithilfe der nachfolgenden Therapiemöglichkeiten durchgeführt werden kann:
In unserer KLINIK FÜR CHIRURGIE werden alle Eingriffe am Gelenk von unseren Fachleuten arthroskopisch durchgeführt, sodass das Gelenk nicht aufgeschnitten werden muss.
Neben der geringen Invasivität und guten Toleranz besteht der Vorteil, dass das Gelenk durch die Vergrößerung auf dem Monitor optimal beurteilt und zielgerichtet behandelt werden kann. Da die Arthroskopie wenig schmerzhaft ist, belasten die Hunde direkt nach dem Eingriff ihre Glieder wieder. Daher ist es möglich, beide Ellbogen während desselben Eingriffs zu operieren. Ein enormer Vorteil, welcher Zeit, Aufwand, Kosten und eventuelle Nebenwirkungen des Tiers spart.
Durch die ARTHROSKOPIE
Die Prognose für die Wiederherstellung der Funktion des Ellbogengelenkes bei Ellbogendysplasie muss sehr individuell für jeden Hund gestellt werden. Grundsätzlich sind die Aussichten auf ein beschwerdefreies Leben durch die heute sehr zielgerichtete und individuelle Behandlung viel besser geworden, als sie vor einigen Jahren noch waren.
Neben den guten Ergebnissen bei der operativen Behandlung von Ellbogendysplasien, die durch FCP ausgelöst wurden, lassen sich auch die Symptome einer OCD beim Hund durch eine Operation lindern.
Wie entsteht eine Osteochondrosis dissecans bei Ihrem Vierbeiner? Kommt es in der gesteigerten Wachstumsphase des Tieres zu einer zu dicken Knorpelschicht im Gelenk, sterben die Knorpelzellen am Rand zum Knochen ab. Durch Bewegung bilden sich schließlich Risse und Fissuren im Knorpel. Ganze Schuppen können dabei abfallen. Infolgedessen treffen Gelenkflüssigkeit und Knochen plötzlich aufeinander, was zu Entzündungsreaktionen und Schmerzen mit anschließendem Lahmen führt.
In leichteren Fällen, wenn sich noch keine Schuppen gebildet haben, kann durch eine entsprechende Futterumstellung und ärztlich verordneten Ruhe die OCD ohne OP behandelt werden. Ist die Rissbildung jedoch weiter fortgeschritten, empfehlen wir je nach individueller Verfassung des Hundes aufgrund der OCD eine Operation. Dabei werden die Dissekate oder das Bett ausgeschabt, wodurch die Symptome gelindert werden.