IPA

Isolierter Processus Anconaeus (IPA)

Vorkommen

Der Processus Anconaeus hat bei den Rassen Deutscher Schäferhund, Berner Sennenhund, Mastiff neapolitana, Bluthund und Bordeaux Dogge einen separaten Ossifikationskern, aus dem bei fehlender Vereinigung mit der Ulnametaphyse der Isolierter Processus Anconaeus (IPA) entsteht. Die Erkrankung tritt am häufigsten beim Deutschen Schäferhund auf, andere prädisponierte Rassen sind weitaus seltener betroffen.

Anamnese und klinische Symptomatik

Erste Symptome zeigen sich zwischen dem 4. und 12. Monat als Stützbeinlahmheit, die sich durch Belastung und nach Ruhe verschlechtert. Die sich früh entwickelnde Osteoarthritis führt im frühen Stadium zu intermittierender Lahmheit, die mit zunehmender degenerativer Erkrankung des Gelenks dauerhaft wird. Der IPA tritt sehr häufig (bis 50%) beiderseitig auf. Diese Hunde fallen weniger durch Lahmheit, als vielmehr durch steifen Gang und starke Bewegungsunlust auf. Betroffene Tiere zeigen häufig eine Entlastungshaltung und adduzieren das Gelenk im Stand bei gleichzeitiger Außenrotation der Pfote. Da die Gliedmaße geschont wird, entwickelt sich häufig eine deutliche Muskelatrophie. Je länger die Erkrankung besteht, umso ausgeprägter sind die sekundären Veränderungen.

Diagnostik und Differentialdiagnostik

Nach der klinischen Untersuchung sollte zur Diagnosesicherung eine röntgenologische Untersuchung des Ellbogengelenks durchgeführt werden.

Berner Sennenhund, männlich, 6 Monate: Ellbogen in gebeugter Haltung. Der Isolierte Prozessus Anconaeus wird überlagerungsfrei dargestellt.

Therapie

Wird der IPA vor dem Ende der Verknöcherungsphase diagnostiziert (beim Deutschen Schäferhund bis zum 4. Monat, maximal bis zum 6. Monat), gilt die Zugschraubenfixation mit begleitender Ulnaosteotomie als Methode der Wahl. Ist die Verknöcherungsphase deutlich überschritten, muss der IPA entfernt werden, wenn er nicht fest bindegewebig verwachsen ist. Bislang ist nicht endgültig geklärt, welchen Einfluss die Entfernung des losen Processus anconaeus auf die Gelenkstabilität und das weitere Fortschreiten der Arthrose hat. Ein verstärkter negativer Einfluss (Instabilität, Arthrose) ist fraglich, falls der IPA vor der Operation bereits isoliert oder nur locker mit dem Olekranon verbunden war.

Prognose

Die Prognose des IPA ist, abhängig von bestehenden Sekundärveränderungen und der durchgeführten Behandlung, gut bis schlecht. Hunde mit bindegewebig fest verwachsenem IPA sowie Patienten mit früher Fixation und Ulnaosteotomie haben eine gute Prognose. Bei allen anderen Formen ist die Prognose für eine dauerhafte Lahmheitsfreiheit vorsichtig bis eher schlecht. Insbesondere bei konservativer Behandlung eines losen IPA ist mit hochgradiger Arthrose und degenerativer Gelenkerkrankung mit entsprechender klinischer Symptomatik zu rechnen.

Berner Sennenhund, 6 Monate: Zugschraubenfixation mit Kortikalisschraube und Kirschner Bohrdraht.

Dr. Oliver Lautersack

Dr. Oliver Lautersack ist Fachtierarzt für Kleintierchirurgie.

Das Team der tierärztlichen Klinik hat immer ein Ziel: die optimale Behandlung tierischer Patienten.

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