Tumorchirurgie

Tumorchirurgie

Die Tumorchirurgie hat im letzten Jahrzehnt einen starken Wandel durchlaufen. Während man früher die Tumore als makroskopisch sichtbare und fühlbare Gebilde begriffen und entsprechend chirurgisch behandelt hat, ist man heute dazu übergegangen, sich den einzelnen Tumorarten in ihrem biologischen Verhalten anzupassen.

Tumore der Haut

Tumore der Haut sind wahre Verwandlungskünstler. Weder die Wachstumsgeschwindigkeit, noch die Art, wie der Tumor aussieht oder sich anfühlt, führt zu einer sicheren Diagnose. Bösartige Mastzelltumore, die äußerst invasiv ins umliegende Gewebe wachsen, können sich wie völlig harmlose Fettgewebsgeschwülste anfühlen.

Man weiß heute sehr viel über das Verhalten und die Ausbreitungstendenz von Tumoren bei Hund und Katze. Um einen Tumor erfolgreich behandeln zu können, muss man diese individuellen Eigenschaften berücksichtigen.

Daher muss vor jeder Tumorbehandlung eine möglichst genaue, histologische bestätigte (!) Diagnose stehen. Eine Operation ohne das Wissen, was zu operieren ist, hat ein sehr hohes potentielles Rezidivrisiko und sollte daher zum Wohl des Patienten unterlassen werden.

Moderne Tumorchirurgie

In vielen Fällen ist die operative Behandlung, insbesondere von Hauttumoren, die Methode mit der besten Prognose. Moderne Tumorchirurgie hat jedoch nichts mit der einfachen Umschneidung des Tumors und dem Vernähen der entstandenen Wunde zu tun. Im Gegenteil verschlechtert das zu eng bemessene Entfernen eines Tumors die Prognose entscheidend, da die Rezidivgefahr bei vielen Hauttumoren enorm hoch ist.

Oberstes Gebot bei ONKOLOGISCHER CHIRURGIE ist daher die ausreichende Entfernung des Tumors und des mit (nicht fühl- und nicht sichtbaren !) Tumorzellen durchsetzten Randgewebes.

Abb. 1: Fibrosarkom an der typischen Impflokalisation im unteren Halsbereich. Der fühlbare Tumor ist etwa erbsengroß und zieht mit kleinen Verdickungen etwa 2 cm in Richtung der Schulterblätter. Man sieht die alte Biopsiewunde, die etwa 5 Tage alt ist, sowie den ausgemessenen (!) Resektionsrand von 3 cm über die fühlbare Tumorgrenze hinaus.

Wird dies nicht entsprechend berücksichtigt und wird in das Tumorgewebe hineinoperiert, können im gesamten Operationsbereich kleine, neue Tumore entstehen, deren vollständige Entfernung zunehmend schwieriger und für den Patienten belastender wird. In vielen Fällen steigt der Grad der Malignität bei Rezidiven auch an.

Der Verschluss von größeren Hautdefekten hat sich in den vergangenen Jahren ebenfalls drastisch gewandelt. Wie beim Menschen sollten heute größere Hautwunden nicht mehr unter hoher Spannung vernäht werden, sondern durch Verschiebe- und Schwenktechniken Hautanteile aus anderen Bereichen in den Defekt gelegt und spannungsfrei vernäht werden. Der Vorteil dieser Methode ist zum einen das Wohlbefinden des Tieres, da eine unter Spannung stehende Naht sehr unangenehm ist, während ein spannungsfreier Hautverschluss kaum Gewebeschmerzen verursacht, zum anderen wird durch das spannungsfreie Vernähen das Risiko von Wundheilungsstörungen stark reduziert.

Abb. 2: Der Zustand direkt nach der Entfernung des Tumors. Um den entstandenen Defekt spannungsfrei zu decken, wurde ein Verschiebelappen aus dem Brustkorbbereich hergestellt und in den bestehenden Defekt eingenäht.

Die entstandenen Nahtverläufe sind nach kurzer Zeit nicht mehr sichtbar und sind zu vernachlässigen.

Moderne onkologische Chirurgie orientiert sich nicht mehr an anatomischen Strukturen, sondern an der Notwendigkeit der Gewebeentfernung. Damit unterscheidet sie sich vollständig von der herkömmlichen Chirurgie. Sowohl die Tumorentnahme als auch der Defektverschluss der Haut stellen hohe Ansprüche an die chirurgischen Fähigkeiten. Je größer die Tumoren sind oder je weiter sie an den Extremitäten liegen, umso schwieriger wird die adequate Chirurgie. Tumorchirurgie stellt also immer eine Herausforderung an den Chirurgen dar, die umso besser gemeistert werden kann, je mehr Erfahrung der Operateur mit allgemeiner und im speziellen mit Tumorchirurgie hat.

Wir sehen uns als chirurgisch-onkologische KLINIK FÜR CHIRURGIE mit viel Erfahrung in der Behandlung von Tumorerkrankungen und stehen Ihnen mit Fragen gerne zur Verfügung.

Mastzelltumor am Unterarm beim Hund:

 Abb. 3: Die Haut über dem Tumor ist nicht mehr intakt, das Gewebe hat sich bereits entzündet. Der Hund ist zur Operation vorbereitet, die Ränder des zu entfernenden Gewebes wurden auf die Haut aufgemalt.

 Abb. 4: Der Tumor ist entfernt und alles Gewebe bis auf die Sehnen und Gefäße abgetragen.

 Abb. 5: Der Defekt wurde mit einem freien Hauttransplantat von der Brustwand gedeckt.

 Abb. 6: Das Hauttransplantat nach 5 Tagen. Gute Einheilung des Hautgewebes.

Fibrosarkom bei der Katze Teil 1:

 Abb. 7: Fibrosarkom bei der Katze. Der Tumor ist offen und bereits entzündet. Die Grenze des zu entfernenden Gewebes wurde auf die Haut aufgezeichnet.

 Abb. 8: Das Gewebe um den Tumor wurde bis auf die unterste Bauchdeckenschicht abgetragen.

 Abb. 9: Nach der Tumorentfernung folgt der zweite, ebenfalls entscheidende Schritt: Der große Defekt muss spannungsfrei mit Haut gedeckt werden. Die verringert zum einen sehr die postoperativen Schmerzen, zum anderen wird so die Grundlage für eine gute Heilung der Wunde gelegt.

 Abb. 10: Die Wunde wurde mit zwei gegenläufigen Rotationsflaps spannungsfrei gedeckt. Die Heilung erfolgte ohne Komplikationen, es wurden in den Tumorbettbiopsien keine Tumorzellen gefunden.

Fibrosarkom bei der Katze Teil 2:

Abb. 11: Großes, bereits infiltratives Fibrosarkom am Übergang Brustkorb zur Bauchwand im Rückenbereich. Das zu entfernende Gewebe wurde auf die Haut aufgemalt.

Abb. 12: Entferntes Gewebe: Auf Grund der Größe und des weit fortgeschrittenen Wachstums mussten Rippen und Teile der Bauchwand entfernt werden.

Abb. 13: Die fehlende Brust- und Bauchwand wurde mit einem Kunstnetz bedeckt und somit eine stabile Körperhöhlenbegrenzung ohne Spannung auf das umliegende Gewebe wiederhergestellt

Dr. Dorothee Dahlem

Dr. Dorothee Dahlem ist Fachtierärztin für Klein- und Heimtiere.

Das Team der tierärztlichen Klinik hat immer ein Ziel: die optimale Behandlung tierischer Patienten.

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