


„Zahnkatastrophe“ mit Happy end

Fall des Monats August
Es wird uns die Katzenpatientin Maya, eine 13-jährige Europäisch Kurzhaar, vorgestellt die für einige Tage spurlos verschwunden war. Als sie zurückkehrte, zeigte sie sich apathisch und hatte eine Verletzung am Schwanz. Im Rahmen der tierärztlichen Untersuchung fiel ein neu aufgetretenes Herzgeräusch auf, bisher war bei Maya kardiologisch alles unauffällig gewesen. Um der Sache auf den Grund zu gehen, wurde sie zur kardiologischen Abklärung überwiesen.
Bei der ersten Untersuchung zeigte sich Maya munter und aufmerksam. Ein mittelgradiges, systolisches Herzgeräusch (3/6) war auskultierbar. Der Blutdruck lag mit 110–120 mmHg im Normbereich. Die Echokardiographie ergab eine konzentrische Verdickung des linken Ventrikels sowie einen geringgradigen Perikarderguss. Es zeigte sich außerdem ein sogenannter SAM (systolic anterior motion der Mitralklappe), was zu einer dynamischen Obstruktion des linksventrikulären Ausflusstrakts (LVOTO) sowie einer leichten Mitralinsuffizienz führte.
Verdachtsdiagnose: hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) oder eine vorübergehende, stressbedingte Verdickung des Herzmuskels – eine sogenannte Transiente Myokardiale Trabekelhypertrophie (TMT).
Verlauf und Therapie
Zunächst wurde Maya mit einem Diuretikum (Dimazon) und Gerinnungshemmer (Plavix) behandelt. Bereits nach 12 Tagen zeigte sich eine deutliche Besserung des Perikardergusses und eine subjektive Rückbildung der Herzwandverdickung. Die Medikation wurde angepasst – Dimazon reduziert, Plavix beibehalten und Kaliumglukonat kam hinzu.
Nach drei Monaten waren Herzgröße und Funktion nahezu normal. Das Herzgeräusch hatte sich abgeschwächt (2/6), die Wanddicken waren deutlich rückläufig, die SAM war jedoch noch nachweisbar. Die Diurese wurde weiter reduziert.
Sechs Monate nach Erstvorstellung zeigten sich vollständig normale echokardiographische Befunde – kein Perikarderguss, normale Herzdimensionen und keine SAM mehr sichtbar. Auch die systolische Funktion blieb durchweg gut.
Beim abschließenden Kontrolltermin zehn Monate nach Erstdiagnose war klinisch kein Herzgeräusch mehr hörbar. Die Echokardiographie bestätigte die vollständige Rückbildung der Hypertrophie.
Bei Maya handelte es sich sehr wahrscheinlich um eine transiente myokardiale Verdickung (TMT). Diese kann bei Katzen infolge von Stress, Schmerz oder systemischer Belastung auftreten – möglicherweise ausgelöst durch Mayas vorübergehendes Verschwinden und die damit verbundene Belastung. Im Gegensatz zur genetisch bedingten HCM ist die TMT reversibel. Die vollständige Rückbildung der Hypertrophie über den Verlauf der Monate spricht deutlich dafür. Maya hat gezeigt, dass nicht hinter jedem Herzgeräusch eine dauerhafte oder chronisch verlaufende Herzerkrankung stecken muss. Mit sorgfältiger Diagnostik und Geduld können auch solche Fälle ein gutes Ende nehmen.
Prognose: Gute bis sehr gute Prognose, wenn Ursache identifiziert und Stressoren gemindert werden; Verdickung bildet sich in der Regel zurück, regelmäßige Nachsorge empfohlen.
Abb 1. konzentrische Verdickung des linken Ventrikels sowie einen geringgradigen Perikarderguss
Abb 2. Vollständige Rückbildung der Hypertrophie nach 10 Monaten.
Abb. 3: Maya genießt ihr Leben "mit" ganzem Herz.